Wer hat es schon entdeckt? Das Deo, Rasierwasser, Parfum- das einem die Damen- bzw. Männerwelt zu Füßen liegen lässt?

Um Gerüche ranken sich schon lange Vermutungen, Behauptungen, geradezu magische Erkenntnisse: zu Goethes Zeiten nahm man an, dass Frauen einen Geruch verströmen, der Männer willenlos macht;  der Grieche Demokrit meinte, einen lasterhaften Lebenswandel am Geruch erkennen zu können und ein Prager Mönch konnte angeblich Ehebrecherinnen bereits am Duft erkennen. Sogar in Hexenprozessen wurden Körpergerüche als Indiz gewertet.

Und auch wenn uns solche Zusammenhänge heute nur noch ein müdes Lächeln abringen, scheinen wir Düften doch eine gewisse Wirkung zu zugestehen. Schon Ägypter, Griechen, Römer, Druiden und Alchimisten suchten nach Düften, die andere betören sollten und bis heute sind viele bereit, für Parfums sehr viel Geld auszugeben. Teure Düfte können einen besonderen Status und Image demonstrieren.

Obwohl der Geruchssinn zu den ältesten Sinnen zählt, ist dessen Erforschung noch ein relativ neues Gebiet- und irgendwie auch schwerer zu „greifen“ als alle anderen. Normalerweise gelangen Sinneseindrücke gefiltert in unser Bewusstsein und deren Bewertung durch uns kann dort auch verändert werden.

Bei Gerüchen funktioniert das nicht: sie landen direkt in einem alten Teil des Gehirns und lösen dort Gefühle aus, ohne dass man sich dagegen wehren kann. Wenn Ihr einen Geruch wirklich widerlich und abstoßend findet, kann man sich den einfach nicht „schön“ reden. Gerüche lösen viel stärker Erinnerungen und Gefühle aus als alle anderen Sinneseindrücke- vergleichbar vielleicht nur noch mit Musik.  Kennt Ihr auch, dass Ihr „jemanden nicht riechen“ könnt?  Zwar meint man das selten wörtlich, aber so etwas gibt es tatsächlich: jemand sieht sehr attraktiv aus- aber sobald die Distanz unter Armlänge geht, steigt ein unangenehmes Gefühl hoch, was bis zum Würgreiz gehen kann und man möchte nur noch die Flucht ergreifen! Damit meine ich nicht ein bestimmtes Parfum (obwohl die auch manchmal sehr fies duften können), sondern den ganz spezifischen Körperduft. Dieses eigene „Körperaroma“ (damit ist auch kein alter Schweißgeruch gemeint) wird durch Alter, Geschlecht, Nahrung, Gesundheitheitszustand, DNS bestimmt.
Sogar nicht bewusst wahrnehmbare Gerüche lösen etwas in uns aus. Kein Wunder, dass diese schwer verständlichen Reaktionen mit Magie in Zusammenhang gebracht wurden. Und kein Wunder, wenn bei solchen Beobachtungen die Frage entsteht, ob es nicht einen Geruch gibt, der das Objekt der Begierde „gefügig“ macht (wenn es sich dummerweise sträubt). Manchmal schien man etwas in dieser Art gefunden zu haben – aber so richtig.. klappt es noch nicht.

Immer schon war man auf der Suche nach DEM Duft, der allen Menschen den Kopf verdreht. Dabei gibt es kulturelle Unterschiede in den Vorlieben.
Alan Hirsch hat z.B. erforscht, welche Düfte auf Männer besonders erregend wirken und dabei ein überraschendes Ergebnis erhalten: Potenzsteigernd bei Errektionsstörungen wirkt besonders … der Duft von Kürbiskuchen (!) und zwar in 40%, der Duft von Krapfen in 33%, Käsepizza noch in 5%, aber weit abgeschlagen Parfums in 3%. Im EEG zeigt sich, dass Düfte von Lieblingsspeisen oder mit angenehmen Erinnerungen besetzte Speisen Wirkungen auf das limbische System („Gefühlszentrum“) haben. Diese Untersuchung bezieht sich auf die USA- bei uns zeigen eher Weihnachtskekse oder frischer Kuchen derartige Wirkungen oder auch Rotkohl mit Bratenduft- je nach entsprechender angenehm besetzter Erinnerung und kann daher sehr unterschiedlich ausfallen.

Frauen reagieren dagegen stärker auf Parfums- wobei die Vorlieben unterschiedlich sind.

Obwohl wir uns mit Gerüchen gar nicht so intensiv beschäftigen, haben sie wahrscheinlich den größten Einfluss auf unser Wohlbefinden:
Unser Geruchssinn ist überlebenswichtig: so warnt er z.B. vor Feuer und verdorbenem Essen. Dieser Sinn lässt sich nicht mit einem anderen Sinn ersetzen. Menschen, die ihr Geruchsvermögen verloren haben, leiden mehr: über 90% an Angststörungen und Depressionen, 25% dieser Männer haben Potenzprobleme, es gibt die höchste Selbstmordrate im Vergleich zu anderen Sinnesverlusten.

Körpergerüche wirken allerdings noch attraktiver als Pflanzen- und Essensdüfte (Anja Rikowski): junge Frauen sollten mehrere Tage das gleiche T-Shirt tragen und durften sich in der Zeit nicht waschen. Anschließend wurden jungen Männern die T-Shirts zum Schnuppern überlassen und zur Beurteilung des Dufts.
Erwartet wurde eigentlich ein gewisser Ekel vor den durchschwitzen T-Shirts. Aber weit gefehlt! Ganz im Gegenteil wurde der Duft als anziehend empfunden. Ein weiteres merkwürdiges Ergebnis: Je attraktiver der Duft einer Frau, desto attraktiver wurde auch ihr Foto beurteilt und zwar unabhänig von einander: d.h die Testpersonen wußten nicht, welcher Duft zu welcher Frau gehört. Das muss nicht unbedingt einen direkten Zusammenhang haben- Überlegungen dazu an anderer Stelle mehr.

Für Männer“düfte“ galt das nicht. Ich weiss, dass Männer ihren Schweißgeruch oft für „männlich“ und „erotisch“ halten- aber das finden sie leider nur selbst. Schweißgeruch wird von Frauen im allgemeinen als unangenehm, stechend, urinös bis hin als ekelhafter Gestank empfunden- außer während der fruchtbaren Tage. Das wird als „Trick der Natur“ erklärt, weil es sonst gar nicht zur Fortpflanzungen kommen könnte.. 😉

Fortsetzung: Verführen mit Düften- geht das?

 

 

 

27.2