Jahrelang habe ich mit damit herumgeschlagen, viel Geld ausgegeben, unangenehme Tipps befolgt- wirklich geholfen hat nichts. Erst der berühmt Zufall.

Und weil ich immer wieder von anderen ähnliche Geschichten höre: hier meine „Entdeckung“, die tatsächlichen bei vielen hilft.

Bereits zu Teenagerzeiten fing es an: offene Hautstellen, juckende Kopfhaut, Blasen- und fröhlich herunter rieselnde Schuppen. An dunkle Kleidung war nicht zu denken. Der Arzt verschrieb mir nach einem kurzen Blick Cortisonsalbe und fertig. In dem Alter war ich noch der Meinung, dass Ärzte immer wissen, was sie tun und habe die Salbe brav angewendet. Sobald ich sie vergaß, war auch das Problem wieder da. Glänzende Haare bleiben da natürlich sowieso ein Wunschtraum.

Später wechselte ich den Arzt- diesmal zu einem etwas verantwortungsvolleren, der umgehend das Cortison absetzte und mir ein Spezialshampoon aus der Apotheke verschrieb. Das Zeug gab es nur auf Rezept und ein Fläschchen davon kostete damals fast das Doppelte meiner Studentenkrankenversicherung. Die Wirkung hielt etwas länger – aber eben nur „etwas“.

Danach folgten alle möglichen Experimente, besonders gern von Frisören, denen beim Anblick meiner Kopfhaut die Dollarzeichen in den Augen aufglommen. Ab und zu ließ ich mir Pflegemittel zu horrenden Preisen aufschwatzen- wirklich etwas gebracht? Hat das alles nicht.

Dann machte ich meine Heilpraktikerausbildung, konnte Erfolge auch bei Patienten verzeichnen, die die Ärzte aufgegeben hatten- jetzt sollte ich SO eine Kleinigkeit doch endlich in den Griff bekommen können!

Nö!

Diäten, selbstgerührte Shampoons, Medikamente- halfen nur kurzfristig- wenn überhaupt.

Was sich hier in wenigen Minuten liest, hat mich über viele Jahre verfolgt.

Auflösung:

Als ich zum ersten Mal in China war, wurde mir begeistert von der dort üblichen „Haarwäsche“ berichtet. ( Das ist eine Prozedur von mehr als einer Stunde und die Bezeichnung „Haarwäsche“ ist die reine Untertreibung!) Der Frisör wollte beginnen und sah sich vorab Haare und Kopfhaut an. Um zu verstehen, wie er das einstufte, musste ich nicht mal Chinesisch verstehen. Der entgleiste Blick sprach Bände..Fürchterlich!

Der erfahrene Kollege wurde hinzu gerufen und dann ging’s los: immer wieder wurde vorsichtig gewaschen (auch dazu später mehr- das kann man tatsächlich viel besser als bei uns üblich!), gründlichst gespült- gewaschen und gespült usw.- bis die Kopfhaut sauber war. Für alles wurde ein einfaches Shampoon verwendet- sonst nichts.

Nachdem die Haare trocken geföhnt worden waren, fiel mir bereits deren ungewöhnlicher Glanz auf. Den hatte ich zu Hause manchmal direkt nach dem Haare färben, kannte das aber sonst nicht- auch nicht nach dem Gebrauch entsprechender Pflegemittel.

Bei der nächsten Haarwäsche war die Reinigung schon viel schneller erreicht und in der gesamten Zeit hatte ich GAR keine Probleme- nur: wunderschön glänzende Haare. Toll! Aber woher kam das? Durch das ganz andere Essen (nur frische Lebensmittel und viel Obst und Gemüse?)

Wieder zu Hause angekommen, war schnell der alte Zustand erreicht: die Kopfhaut kaputt und die Haare stumpf. Vielleicht das falsche Shampoon? Egal, welches von welcher Firma ich probierte… irgendwie war es nie das richtige.

Danach folgten weitere Aufenthalte in China, ich passte auf wie ein Luchs und mit wildem Gestikulieren kam ich des Rätsels Lösung näher.

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By Foreade (Own work)

Dass die Haare so schön aussehen, liegt nicht am Shampoon, sondern am Können der Haarwäscher. Egal welche Handgriffe ausgeführt werden, IMMER wird der Aufbau des Haares berücksichtigt- also nie die Schuppenschicht des Haares durch das Waschen aufgeraut. (Wenn die Haare durcheinander und gegeneinander wie ein Waschbrett gerieben werden, verwandelt sich deren ordentliche Struktur in eine Art „Stacheldraht“. Kein Wunder, wenn sie sich danach nicht mehr wehrlos kämmen lassen!)

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By Jan Homann (eignes Bild)  so schön KANN ein Haar aussehen…

Auch die Kopfmassage kann sehr gut und gründlich gemacht werden, wenn man nicht die (bei uns) üblichen kreisenden Bewegungen wie beim Putzen ausführt. Durch nichts anderes als das „lediglich“ jahrelang trainierte Können erreichten die Haarwäscher, dass sich die Haarschuppen nicht mehr wie auf Krawall gebürstet aufstellten, sondern anlegten (natürlich gibt es sehr gute und weniger gute- aber selbst die ganz schlechten haben die Haare nicht so verdorben, wie es bei unserer üblichen Haarbe(miß)handlung vorkommt). Dadurch konnten sie vollkommen auf Pflegemittel verzichten, die die Spuren der falschen Behandlung kaschieren müssen. Kürzlich war ich mal wieder bei einem deutschen Frisör und konnte da die „Nachwirkungen“ der falschen Griffe sofort erleben. Auch habe ich schon vorsichtige Bemerkungen zum Aufbau des Haares gemacht und der –eigentlich logisch- richtigen Behandlung.. das ging aber GAR nicht!

Was macht man da?

Nicht mehr zum Frisör gehen?

Dort mit gewaschenen, nassen Haare auftauchen?

Aber genau die falsche Behandlung mit anschließender Pflege hatte meine Kopfhautprobleme verursacht! (Wenigstens kann man beim Frisör die übliche Haarkur ablehnen- wenn auch nur mit entschiedener Bestimmtheit).

Das erklärte, warum dieses Problem erst im Teenageralter aufgetreten ist (vorher war es mir relativ egal, wie meine Haare genau aussahen- Hauptsache sauber und nicht im Gesicht). Das erklärte, warum kein Medikament und keine Diät half- weil ja bei jedem Stylen und „Pflegen“ immer wieder irgendwas auf Kopfhaut und Haare traf, was da nicht hingehört.

Dummerweise kann ich nicht zu jeder Haarwäsche nach China reisen, die Art des Haare Waschens aber in etwa kopieren, was viele Produkte jetzt unnötig macht. Wenn ich meine Haare besonders stylen will, muss ich allerdings dafür sorgen, dass die Überreste anschließend gründlich entfernt werden. Am besten geht das mit Anti-Schuppen-Shampoons (die ich vorher wegen der Haarfarbe vermieden hatte), die wie eine Art Peeling wirken. Ein Inhaltsstoff, der sich dort finden sollte, heisst „pirocton olamin“. Den gab’s schon bei Jean Pütz in der Hobbythek und kann z.B. über Apotheken, die Spinnrad-Produkte verkaufen, bezogen werden- oder auch über andere ehemalige Hobbythek-Quellen. Wenn man ein Shampoon hat, mit dem man sonst gut klar kommt- und das nicht verkleistert, kann man diesen Stoff auflösen und dazu geben. Günstig sind auch aufgelöste Harnstoffkristalle, die man ebenfalls in der Apotheke bekommt, die die Hautfeuchtigkeit verbessern und auch nichts zukleben. Damit legt sich oft schon der Juckreiz.

Was wir ausprobiert haben: manchmal ist ein ganz einfaches Geschirrspülmittel (ohne extra Glanz und Handpflege und und und) besser als ein Shampoon mit ellenlanger Zutatenliste.

Auch in türkischen Geschäften sind wir manchmal auf gute und einfache Shampoons gestoßen. Leider tummeln sich dort inzwischen ebenfalls viele Markenprodukte mit allen möglichen Pflegezusätzen.

Übrigens kann ich jetzt zwischendurch ganz normale Produkte von z.B. Nivea oder Ganier verwenden. Das war vorher undenkbar.

Manchmal hilft aber auch die aufmerksamste und beste Behandlung nichts- weil einfach die Mittel grottenschlecht sind. Eine relativ neue Marke, die massiv beworben wird, die „so gut wie die Waren beim Frisör“ sein soll… erzeugt bei diversen Verwendern Blasen auf dem Kopf. Dann nicht lange herum probieren, sondern wechseln!

Inzwischen habe ich ein gutes Grundrezept für feste Haarseife gefunden und es für verschiedene Probleme abgewandelt. Der Vorteil der Haarseife ist die eigene Auswahl der Zutaten- man kann einfach alles weglassen, was lediglich die Menge erhöht, kurzfristige „Erfolge“ zeigt (vielleicht) oder nur aus Haltbarkeitsgründen enthalten ist. 

Wie gesagt- sobald die Haare richtig gewaschen werden, braucht man oft keine Kuren, Spülungen usw. mehr, damit sie richtig klasse aussehen- sogar bei blondierten Haaren kann man sich das manchmal sparen. Wessen Haare aber wirklich nicht mehr zu „beruhigen“ sind: Da hilft bei den meisten Bio-Kokosöl .(Das „Bio“ ist keine Weltanschauung: vergleicht einfach mal die verschiedenen Öle: „Bio“-Kokosöl hat eine Struktur und ähnelt dadurch dicken Eisblumen am winterlichen Fenster, beim Schmelzen auf der Haut hat es einen leicht kühlenden Effekt, während das erhitzte und konventionelle einfach nur weißlich und homogen wie Schmalz aussieht- es hilft schlechter und ist schwieriger auszuspülen- von Effekten nichts zu merken- außer dass es eben fettet.) Das richtige „Öl“ ist bei Zimmertemperatur fest bis cremig- in die Haarspitzen reiben, wenn nötig auch auf das ganze Haar und die Kopfhaut, einwirken lassen und warm ausspülen.

Leider spricht es sich auch in China immer mehr herum, dass der Verkauf zahlreicher „Pflege“produkte schneller und mehr Geld einbringt als die zeitaufwändige Pflege durch einen gut ausgebildeten Haarwäscher. Ich hoffe, dass die Wertschätzung für dieses Wissen groß genug sein wird, um den Beruf zu erhalten. Noch besser wäre es natürlich, ein paar dieser tollen „Exemplare“ hier in Deutschland zu haben!