Was macht man eigentlich damit?
Bei uns finden sie sich in Kosmetika- in anderen Ländern- z.B. bei unseren Nachbarn, die weniger Berührungsängste mit alternativen Heilmethoden haben, werden sie auch von Ärzten zu medizinischen Zwecken verschrieben. Henri Leclerc, ein französischer Naturheilarzt, empfahl Hydrolate wegen ihrer besonderen Haut- und Schleimhaut-schonenden Wirkung. Im arabischen Raum verwendet man sie gern als Zusatz für Kuchen und Süßspeisen.
Echte, ausreichend konzentrierte Hydrolate zu finden, die ohne konservierende Zusätze auskommen, ist nicht ganz einfach. Endlich habe ich eine zuverlässige Quelle entdeckt, worüber ich sehr froh bin. Aber warum überhaupt der ganze Zirkus? Was macht die
Unterschiede
aus? Warum kann man das „duftende Wasser“ nicht einfach im nächstbesten Laden kaufen?
Hydrolate entstehen bei der Herstellung ätherischer Öle:Aufbau für kleinere Mengen
Wasser wird erhitzt, der dabei entstehende Dampf durch duftenden Blüten oder Gewürze geleitet, dieser Dampf wird aufgefangen und abgekühlt. Ihr wisst, was passiert, wenn man Öl auf Wasser gießt und eine Weile stehen lässt: das Öl vermischt sich nicht mit dem Wasser, sondern schwimmt als extra-Schicht oben. Diesen Effekt nutzt man bei der Herstellung ätherischer Öle: Vom abgekühlten Dampf trennt sich das ätherische Öl als extra-Schicht und kann ganz bequem abgenommen werden.
Das darunter befindliche Wasser ist aber nicht einfach nur „Wasser“, sondern enthält zahlreiche Inhaltsstoffe der Pflanzen- besonders die wasserlöslichen Stoffe. Dieses „Hydrolat“ hat einen ähnlichen Duft wie das ätherische Öl, oft auch eine ähnliche Wirkung (‚ein paar Tropfen synthetisches „Parfum“ ins Wasser‘ ist also nicht das Gleiche) – ist aber sehr viel sanfter und kann damit auch extrem empfindlichen oder geschwächten Menschen helfen. Es enthält selbst noch bis zu 0,5gr ätherisches Öl pro 1l , ist farblos klar bis gelblich.
Was bestimmt fast jeder von Euch kennt, ist „Rosenwasser“.
Als ich klein war, wurde das zur Marzipanherstellung in der Apotheke gekauft. Es duftete zwar nach Rosen- hatte aber nie eine Rose gesehen. Auch das Rosenwasser, was man in manchen Lebensmittelgeschäften kaufen kann, enthält „Rosenextrakt“- aber leider nicht aus richtigen Rosenblüten. Sogar in einem Rosenanbaugebiet der Türkei, wo fast jedes zweite Geschäft Produkte aus Rosen anbietet, habe ich kein richtiges Rosenhydrolat finden können.
Wie unterscheidet man eigentlich auf die Schnelle unterwegs, was einem angeboten wird? Eine Laborausrüstung hat man ja selten im Reisegepäck! Die Verkäufer waren sehr irritiert von meiner- ihnen bisher nicht bekannten- Testmethode.. 😉 Macht nichts. Es funktioniert: Etwas von dem Rosenwasser probieren: (frisches) echtes hat oft schon einen leichten Geruch zusätzlich nach „Tee“, es schmeckt etwas wie Tee mit Rose und der Geschmack ist nach kurzer Zeit wieder verschwunden.Mit synthetischen Aromen versetzte Wässer riechen nicht nur schwülstig und aufdringlich, man hat auch über einen längeren Zeitraum einen penetranten Geschmack nach billigem Parfum im Mund- der „Teegeschmack“ fehlt völlig. (Wie ich darauf komme? Pflanzen lassen sich nicht immer auf Grund ihres Aussehens unterscheiden- Mitunter muss auch der Geschmackssinn herhalten. Unser Hochschullehrer beruhigte uns, dass es sich auch bei giftigen Pflanzen nicht so schnell stirbt. Trotzdem blieb oft ein mulmiges Gefühl. Wie man sieht: ich habe das Studium tatsächlich überlebt- und diese Unterscheidungsmethode sogar auf andere Gelegenheiten ausgeweitet.)
Aber auch, wenn ich echtes Rosenwasser finde- gibt es ein weiteres Problem.
Als der Hype mit den ätherischen Ölen und der Aromatherapie anfing, wurden auch einige Hydrolate angeboten- natürlich war Rosenhydrolat dabei. Bei meinen Recherchen zu ätherischen Ölen stieß ich auf Heilerfolge mit Hydrolaten, also musste ich auch unbedingt damit experimentierten. Für die Haut war es tatsächlich super- und als ich häufiger eine Bindehaut-Entzündung hatte, die auf die gängigen Augentropfen erst nach Tagen reagierte- testete ich (über mehrere vorsichtige Zwischenstufen- SO durchgeknallt bin ich denn auch trotz Biostudium nicht..) das Rosenwasser für die Augen. Es half! Mit dem Rosenwasser war nach wenigen Stunden alles wieder im Lot. Klasse!
Dieses reine Rosenwasser gab es zu der Zeit nur von einer einzigen Firma. Eines Tages bei der Geruchsprüfung (IMMER machen. Das kann ich nur dringend raten!), schien sich das Rosenwasser in Essig verwandelt zu haben. Auch der Geschmack war widerlich sauer. DAS konnte man eindeutig nicht mehr als Heilmittel verwenden- auch nicht mehr als Gesichtswasser. Selbst als Bügelzusatz war es nicht geeignet, weil es wirklich nach Essig roch. Was war passiert? Nach hartnäckiger Recherche fand ich heraus, dass dieses Rosenwasser verdorben war, weil es durch stärkere Verdünnung sehr viel weniger Wirkstoffe als vorher enthielt. Klar, verlängern muss man das ja nur mit Wasser und kann nun statt 1 L gleich 2 verkaufen- Wasser an sich ist ja nichts Schädliches. Wenn das Rosenwasser dann nicht manche der Eigenschaften, dass es sich z.B. selbst konservieren kann, verlieren würde. (Ich habe übrigens ein Rückstellmuster OHNE zusätzliche Konservierungsstoffe, was inzwischen 20 Jahre alt ist- immer noch in Ordnung!)
Tja- mit dem Essigzeug ließ sich nichts mehr anfangen. Nach einer Weile wurde haltbares Rosenwasser angeboten. Manche hatten Konservierungsmittel hinzugefügt, andere einen erheblichen Alkoholanteil. Auch wenn es sich dabei um BIO-Alkohol handelt.. Wozu kann man das überhaupt noch verwenden? Ins Auge geht schon mal gar nicht.. Als Gesichtswasser? Das reine Rosenwasser können extrem empfindliche Menschen benutzen- mit Alkohol geht das nicht mehr. Als Rasierwasser?.. Naja, dafür passt der Geruch nicht wirklich. Bleiben noch die ganz Unempfindlichen oder die Marzipanherstellung. Och nö!
Wie schon erwähnt, habe ich endlich wieder einen Hersteller gefunden ( also dran bleiben: es lohnt sich!), bei dem ich reines Rosenhydrolat bekomme: konzentriert genug, dass es sich auch ohne Konservierungsstoffe nicht in kurzer Zeit in „Rosenessig“ oder etwas anderes Unangenehmes verwandelt. Dieses besondere Rosenwasser wird auf Vorbestellung extra für uns hergestellt.
Was lässt sich sonst noch mit Hydrolaten anfangen?
– außer als Augentropfen bei einer Konjunktivitis (in dem Fall muss man natürlich sicher sein, dass das Hydrolat sauber und von sehr guter konzentrierter Qualität ist!)
-so, wie es ist, als Gesichtswasser oder
-bei Sonnenbrand aufsprühen
-wer seine Kosmetika selbst macht: Hydrolat statt Wasser verwenden.
-als Zusatz in Getränken, Zuckerguss, Eis, arabischen Süßspeisen
(selbstgemachtes Frucht-Eis mit einem gerade wahrnehmbaren Hauch von Orangenblütenwasser schmeckt einfach traumhaft- und auch Cocktails können Hydrolate eine unvergleichliche Note verleihen)
Innerlich verordnet wird Rosenhydrolat bei
-Übelkeit,
-Problemen mit Leber oder Galle,
-als besonders sanftes Nasenspray bei Heuschnupfen und Erkältungen
Neben Rosenhydrolat gibt es auch Hydrolate aus Orangenblüten, Lavendel, Salbei, Kamille, Cistrose und mehr- jedes davon hat sein bestimmtes „Spezialgebiet“.
Wir starten gerade Versuche mit Wegerich-Hydrolat *) bei Heuschnupfen und Pollenallergien und Helichrysum-Hydrolat bei schlecht heilenden Wunden an besonders empfindlichen Stellen und entzündlichen Ödemen. (neue Erfahrung: Wegerich ist sehr gut als Gesichtswasser bei entzündeter Haut) Pantago lanceolata // Fotograf:Hajotthu
*) die antiallergische Wirkung von Wegerich habe ich bereits mehrfach bestätigt gefunden. Tiere nutzen Wegerichblätter als „Notfallmedikament“ bei größeren Verletzungen. Jetzt würde ich nicht gerade Blätter von ‚irgendwo her‘ auf eine frische Wunde legen- bei starken Reaktionen auf Insektenstiche hilft es aber auch sehr gut. Besonders Menschen, die auf Wespenstiche extrem mit verschiedenen körperlichen Symptomen reagieren, ist damit in freier Natur oft schon gut geholfen. Wer sein Notfallset dabei hat, möge das benutzen- aber gerade WENN man es braucht, liegt es oft warm und trocken zu Hause. Als Erste Hilfe kann man Folgendes machen: Man sucht sich (an einer Stelle, die möglichst nicht von Hunden usw. als Toilette genutzt wird) Spitzwegerichblätter. Wenn sich überhaupt keine finden lassen- Breitwegerich tut’s zur Not auch. Eins der beiden gibt es eigentlich überall. Diese Blätter müssen ein paarmal durchgekaut (jaaa… in dem Fall müssen auch die Nicht-Biologen dran glauben, das Kauen und Vermischen mit Speichel ist wichtig für die Wirkung.. 😉 )und der Brei auf den Stich gelegt werden. Festhalten würde ich es mit langen Grashalmen o.ä., damit die Luft zusätzlich kühlen kann. Oft ist sofort eine Besserung zu spüren und nach ca. einer halben Stunde sind Schmerzen und Schwellung erheblich abgeklungen bis ganz verschwunden.
Natürlich würden wir uns sehr über weitere Erfahrungsberichte mit Hydrolaten freuen!.
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