Jetzt geht’s wieder los: Die Temperaturen draußen fallen und die Lippen werden spröde und rissig. Da man sie dauernd bewegt- beim Essen, Reden, Lachen, Mimik, merkt man das auch noch so schnell.

Lippen reagieren besonders empfindlich auf äußere Einflüsse. Im Gegensatz zu anderen Hautpartien verfügen sie über fast keine fettspendenden Talgdrüsen. Schon kleinste Veränderungen oder „Fehler“ (s.u.) im Alltag können die Feuchtigkeit der Lippen beeinflussen. Die Haut dort ist so dünn, dass man sogar die Blutgefäße darunter durchschimmern sieht. Und obendrein gibt es dort kein Melanin, dass die Haut vor UV-Strahlen schützt.

Also am besten Fett von außen: Fettstifte gibt es zur Genüge und überall. Jeder davon natürlich mit den schönsten Versprechungen. Wer Lippenpflegestifte benutzt, merkt es ziemlich schnell: irgendwie kann man gar nicht mehr aufhören zu cremen. Wenn die Stifte dann noch lecker nach Karamell oder Erdbeeren schmecken und duften, ist der eine oder oder auch noch versucht, ständig die Lippen abzulecken.

Der „Wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit“ (SCCS) der EU-Kommission hat errechnet, dass jeder ca. 4 Lippenpflegestifte pro Jahr verbraucht- und nicht wenig davon landet im Mund.

Ist doch egal?

Die Stiftung Warentest hat 2017 35 Lippenpflegestifte untersucht, Die überwiegende Zahl – auf der Basis von Mineralölen hergestellt- enthielt krebserregende Substanzen.

Das kritisiert der Schweitzer Chemiker Dr. Konrad Grob schon seit längerer Zeit. Dr. Grob gilt als Spezialist auf dem Gebiet „Erdöl“. Aufgegriffen hat das Thema die Verbrauchersendung „Markt“ des NDR und sendete einen Beitrag zu dieser Frage am 16.11.2015. Die Markt-Redakteure ließen dazu verschiedene bekannte Lippenpflegestifte analysieren.
Die Chemiker fanden einen Anteil von bis zu 30 % an gesättigten Kohlenwasserstoffen (MOSH). Dazu enthielten die Pflegeprodukte bis zu 1 % aromatischer Kohlenwasserstoffe (MOAH). Dabei seien MOAH schon in weitaus geringeren Mengen kanzerogen (krebserregend). Da sie aber ja nur „äußerlich“ angewendet werden, gelten die Grenzwerte für Lebensmittel eben nicht. Dabei nehmen die Verbraucher erhebliche Mengen davon über den Mund auf: d.h. Lippenstifte müßten wie Nahrungsmittel behandelt werden. Zu der Aufnahme MOSH und MOAH über andere Wegen in den Körper kommt die Belastung durch Lippenstifte noch hinzu.. Den meisten Verbrauchern sind die zahlreichen Begriffsvarianten der Inhaltsstoffe natürlich nicht bekannt. So finden sich auf den Verpackungshinweisen lateinische Begriffe wie „Petrolatum“, was die eigentliche Herkunft der Produkt-Merkmale verschleiert.

MOSH und MOAH sind schwer wasserlöslich und lagern sich daher im Körper in Form von Tröpfchen besonders in Niere, Milz und Lymphknoten an, die damit auf Dauer geschädigt werden.

Folgende Inhaltsstoffe sollten nicht enthalten sein:
Mineral Oil, Ceresin, Ozokerite, Paraffin, Paraffinum Liquidum, Petrolatum, Hydrogenated Polyisobutene, Polyethylene, Polybutene, Cery Microcristallina / Microcristalllina Wax

Na super!

Also lieber gar keinen Lippenstift?
Da gibt’s zum Glück Entwarnung: in Naturkosmetik sind diese Stoffe nicht zu finden (trotzdem lieber die Inhaltsliste anschauen)
Und es gibt einen weiteren Wermutstropfen: Haltbarkeitsmittel trocknen die Lippen zusätzlich aus und man wird „süchtig“ danach, seine Lippen immer wieder einzucremen.
Gerade habe ich wieder einen Hinweis gelesen, dass das alles Einbildung sei. Warum soll ich mich streiten? Das kann man am besten selbst ausprobieren.

Lippenpflege selbst herzustellen, ist nämlich gar nicht so schwierig. Und daher kann man die Haltbarkeitsmittel auch einfach weglassen. Schließlich muss das ja bei uns nicht jahrelang im Regal stehen.

Paraffine – brauchen wir schon mal nicht. Das findet sich zwar in den meisten Lippenpflegeprodukten, weil billig und einfach zu verarbeiten, kann aber die Regeneration der Haut nicht fördern und wird aus Erdöl gewonnen (s.o.).

Vorteilhaft dagegen sind:

Bio-Kokosöl (schmeckt auch noch lecker)- unbehandelt und „Bio“ fallen hier besonders auf- es sieht nicht nur anders aus, sondern fühlt sich auch anders an. Außerdem hat es eine antibakterielle Wirkung. Im Gegensatz zu den anderen Ölen ist es bei niedrigeren Temperaturen fest.

Avocado-Öl Beruhigt die Haut

Olivenöl, Sonnenblumenöl  Pflegen und sorgen für Feuchtigkeit, das tut auch

Rhizinusöl Wirkt zusätzlich als „Gloss“. Komische Vorstellung? Schaut Euch mal die Zutatenliste auf einem Lipgloss an. Manche bestehen NUR aus Rhizinusöl- eventuell mit etwas Farbe und Geschmack

Jojobaöl Sorgt für Feuchtigkeit, wirkt entzündungshemmend und antibakteriell,
wird nicht ranzig.

Es gibt noch viele andere Öle- probiert am besten aus, was für Euch passt
(z.B. Wildrose, Hanf, Maccadamianuss usw) Mischen kann man sie natürlich auch.

Damit die Pflege etwas fester wird und damit länger auf den Lippen hält, sollte man am besten noch einen „Konsistenzgeber“ hinzufügen:

Kakaobutter  Bietet Feuchtigkeit und Pflege.

Sheabutter Pflegt und sorgt für Glanz

Bienenwachs Enthält Fett, das die Haut schützt ohne sich wie eine Plastikhaut darüber zu legen und alles zu verstopfen. Außerdem hilft es der Haut bei der Regeneration.
(alternativ kann man pflanzliches Carnabauwachs verwenden- die Regenerationsfähigkeit ist aber nicht die gleiche)

Hier ein Beispiel-Rezept
5 Gramm Öl Eurer Wahl
5 Gramm Konsistenzgeber
Je nach Vorlieben oder zusätzlicher Wirkung: 1-2 Trpf. äth. Öle

Beides in ein kleines Glas oder eine kleine Tasse geben und im Wasserbad schmelzen lassen, gut verrühren, abfüllen, abkühlen lassen: fertig

 

Weitere Lippenpflegetipps:

Lippenpeeling
1 Teel. Gemahlene Mandeln + 1 Teel Mandelöl
Die Mischung mit einer sehr weichen Zahnbürste (am besten eine Babyzahnbürste) auf den Lippen verteilen und sanft massieren.

Honig bei rissigen Lippen
Die Lippen mit noch flüssigem Honig eincremen und mit den Fingerspitzen sanft massieren. Einige Minuten einwirken lassen und abnehmen – oder ablecken.

 Ursachen für trockene Lippen

 Zu wenig getrunken? Mehr Wasser braucht man, wenn man stark schwitzt. Also beim Sport und wenn man körperlich hart arbeitet- z.B. auch, wenn man Durchfall hat

Natürlich setzt gerade Kälte den Lippen zu, besonders aber extremer Temperaturwechsel. (Das scheinen die Lippen sogar zu „merken“, wenn man in der Wohnung bleibt)

Extremer Stress

Gewöhnung an Lippenpflegestifte

Mangel an VitB2, Eisen

Herpes Infektion

Verschiedene Therapien, wie z.B, eine Chemotherapie

Lippen ablecken, wenn sie trocken sind: macht die Lippen noch trockener

Viele farbige Lippenstiften trocknen die Haut aus (zu fettige Stifte halten nicht gut)

Auf geht’s: Mit diesen Informationen steht einer guten Lippenpflege nichts mehr im Weg. Und wer sich allein noch nicht so richtig traut: in der Klimawerkstadt Bremen mache ich gelegentlich workshops dazu.