57.1.Lavendel.2.DSC_0314Endlich (!) ist der Fehler entdeckt. *) Ohne Zweifel- Lavendel ist ein regelrechtes „Wundermittel“ und auch immer auf Reisen dabei. Nur die allseits gepriesene Wirkung bei Verbrennungen? Die konnte ich bisher nicht beobachten. Eine Freundin von mir hat eine Brandwunde damit sogar verschlimmert.

Dabei hat genau DIESE Wirkung (Lavendel bei Verbrennungen) ätherische Öle aus der reinen Parfumecke geholt und wieder als Heilmittel publik gemacht:  Anfang des 20.Jahrhunderts gab es in einem Labor eine Explosion, bei der sich Rene Gattefossé (ein französischer Chemiker und Parfümeur) seine Hände ernsthaft verbrannte. Da auf die Schnelle nichts anderes zum Kühlen zur Verfügung stand, steckte er seine Hände in eine Schale mit Lavendelöl, die dann zu seinem Erstaunen rasch und ohne Narbenbildungen abheilten. Durch diesen Unfall wurde er quasi zum Vater der neuen Aromatherapie.

 

Auf die Geschichte traf ich zwar immer wieder, probierte das auch ab und zu aus.. aber irgendwie … konnte ich das nicht bestätigen.

 

Bis ich mich vor knapp 2 Wochen richtig fies verbrannt habe- alle Finger in Wasserdampf, der unter Druck das Gefäß verließ.. AUA! Im ersten Moment war ich wie erstarrt- zwar kenne ich das Gefühl, wenn man sich verbrennt- aber das noch nicht.. wahrscheinlich weil an der Außenseite der Finger nicht wirklich viel „Polstermaterial“ vorhanden ist. Die bekannte 1.Hilfe- die Verbrennung zu kühlen- half zum ersten Mal nicht. Im Gegenteil- der Schmerz nahm sogar noch zu. Zum Glück fiel mir wieder die Geschichte von Gattefossé ein- und ich schnappte mir schnell den besten Lavendel, den ich in meinem Labor finden konnte. Da die Verbrennung über alle Fingergelenke ausgedehnt war, wollte ich hier eine Narbenbildung unbedingt vermeiden. Mit irgend etwas berühren konnte ich die Haut nicht- also tropfte ich das Öl pur auf die verbrannten Stellen.
Obwohl es in meinem Zeitgefühl alles irre lange dauerte, muss das sehr schnell passiert sein. Außer einer leichten Rötung war noch nichts zu erkennen. In den nächsten Minuten verfärbte sich die Haut allmählich in ein dunkles Blau-Rot – die Stellen, wo sich eigentlich Blasen bilden wollten, waren auch zu erkennen, aber die Blasenbildung blieb aus. Die Schmerzen nahmen allmählich ab- sobald sie sich wieder einstellten, tropfte ich erneut Lavendelöl auf und es trat eine rasche Besserung ein.
Später wechselte ich das Lavendelöl mit Aloe-Vera Spray ab.
An einer Stelle entwickelte sich nach 2 Tagen dann doch eine Blase (nachdem ich auch Verbrennungsgele aus der Apotheke getestet hatte), die ich immer noch gesondert versorgen muss- an allen anderen Fingern aber nicht. Die Haut ist jetzt zwar noch empfindlich und löst sich an den verbrannten Stellen allmählich- sieht aber sonst super aus. Eine Narbenbildung blieb trotz der Größe der Verbrennung komplett aus- nach einem Jahr ist nichts mehr davon zu sehen.

Die Ergebnisse aus dem unfreiwilligen Selbstversuch:

*) – Je schneller das Lavendelöl aufgebracht wird, desto besser- jedenfalls bevor die Haut sichtbar reagiert hat. Dann scheint es wirklich üblere Hautreaktionen und Schmerzen verhindern zu können (bei späterer Anwendung konnte ich keine wirkliche Hilfe erkennen, wie schon oben beschrieben).
-Dass angeblich nur höchstens 3% des geernteten Lavendelöls unverfälscht den Endverbraucher erreichen, erklärt für mich die berichteten völlig fehlgeschlagenen Anwendungen – da also unbedingt auf beste Qualität achten.
-Das Lavendelöl pur verwenden und am besten nicht auftupfen, sondern sprühen oder auftropfen- notfalls mit einem sauberen kleinen Kännchen oder Löffel-
-Die Anwendung wiederholen, sobald der Schmerz zurück kehrt.

Was ich darüber hinaus ausprobiert hatte: Verbrennungsgels aus der Apotheke. Diese hatten auf die Beschaffenheit der Haut und die Schmerzen aber einen ungünstigen Effekt- ich bin daher wieder bei Lavendel und AloeVera geblieben.

Alles in allem bin ich begeistert! Die Schmerzen- selbst einer kleineren Verbrennung- können ganz schön beeinträchtigen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie die Heilung ohne die beiden oben genannten Mittel verlaufen wäre. Zusammen genommen hatte ich maximal eine halbe Stunde Schmerzen- das fand ich ziemlich beeindruckend- und wert, es weiter zu geben.

Als ich in der Ambulanz gearbeitet habe, gab es auch immer wieder Patienten, die ihre Verbrennung dort versorgen ließen- aber wie viel Zeit vergeht, bis man überhaupt in der Klinik ist, die Papiere alle ausgefüllt (jaaa… läuft so…), und dann auch noch ein Arzt für die Behandlung bzw. Begutachtung zur Verfügung steht (die sitzen ja selten gelangweilt herum und warten auf Arbeit). Wenn man Glück hat, erwischt man ein Krankenhaus, wo das Ambulanzpersonal solche Wunden direkt selbst erstversorgen darf.

Ganz wichtig:  großflächige Verbrennungen oder Verbrennungen 3. Grades sollte auf jeden Fall möglichst schnell ein Arzt anschauen- erst recht, wenn es sich um ein Kind handelt!

Auch wenn ich keinem von Euch wünsche, dass er in die Lage kommt, es zu brauchen: Es lohnt sich auf jeden Fall, ein Fläschchen Lavendelöl bester Qualität im Haus (oder unterwegs) dabei zu haben:
-ob bei Insektenstichen,
-Kopfweh (die üblicherweise gepriesene Minze wird von vielen nicht vertragen),
-es wirkt abwehrsteigernd und
-antiseptisch- besonders auf Erkrankungen der Luftwege,
-auch als erste Hilfe bei zu hohem Blutdruck (wenn man es z.B. mit körperlicher Anstrengung in sengender Sonne übertrieben hat.. ),
-Schlaflosigkeit,
-Bauchweh und überhaupt:
-in Hautpflegemitteln.

 

Bei Sonnenbrand dagegen hilft Lavendelhydrolat besser:  entweder pur auf die Haut sprühen- oder als Gel auftragen.

 

 

 

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