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Mit zunehmendem Alter kommen nicht nur die bekannten „Zipperlein“ wie Rheuma, Hör- und Sehprobleme auf jeden zu- sondern auch Stimmungsschwankungen, Verdauungsprobleme, Schlafprobleme oder gar Depressionen. Vieles davon lässt sich gut mit Pflanzenessenzen verbessern oder gar beheben (natürlich nicht nur bei Älteren) – einige Forschungsergebnisse seien hier vorgestellt.

Probleme rund ums Essen

Nach einer Veröffentlichung des Bundesverbandes der Verbraucherzentrale im Jahr 2004 können folgende Probleme mit zunehmendem Alter rund um das Essen entstehen: durch Medikamente oder Krankheiten verschlechtert sich das Riechvermögen,  Verdauung und der Appetit verändern sich, es gibt Schluckbeschwerden, durch Angst oder Depressionen verminderten Appetit usw.

Gewürze- oder mit Speiseölen verdünnte ätherische Öle (dazu gibt es Rezepte z.B. von Monika Werner) können das Essen wieder interessanter machen, geben dem Gehirn neuen „Input“, Verdauung und Appetit können damit angeregt werden. Menthol (Hauptwirkstoff in Pfefferminze- und Ackerminzeölen, Mentha piperita und Mentha arvensis, ) verbessert -ähnlich wie kaltes destilliertes Wasser- den Schluckreflex deutlich. Diese Maßnahme empfehlen japanische Wissenschaftler PatientInnen mit Dysphagie, also bei Schluckproblemen, da durch ständiges Verschlucken z.B. die Gefahr einer Lungenentzündung gegeben ist. Hilfreich ist, vor den Mahlzeiten eine mentholhaltige Pastille zu lutschen (Bonbon, Dragee etc) [Ebihara T, Ebihara S, Watando A, Okazaki T, Asada M, Ohrui T, Yamaya M, Arai H. Effects of menthol on the triggering of the swallowing reflex in elderly patients with dysphagia. Br J Clin Pharmacol 62(3): 369-371]

Ein Team um Paula Mullins fand in einer kleiner Beobachtungsstudie an 17 älteren Personen (78 Jahre +/- 6) ohne neurologische Störungen, dass das Riechen von Pfeffer- und Lavendelduft z.B.die Stabilität ihrer Körperhaltung bei geschlossenen Augen verbesserte [Freeman S, Ebihara S, Ebihara T, Niu K, Kohzuki M, Arai H, Butler JP. Olfactory stimuli and enhanced postural stability in older adults. Gait Posture. 2009 Jun;29(4):658-60].

Schlafqualität, Depressionen

Folgende interessante Ergebnisse im Rahmen ihrer Dissertation fand Julia Edith 2008: Sie stellte eine deutliche Reduzierung depressiver Symptome fest, die sowohl unter Lavendelduft als auch unter Orangenduft eintrat. Bemerkenswerterweise hielt diese Wirkung sogar nach dem Absetzen des Duftes an. Der positive Effekt der Düfte ist umso ausgeprägter, je stärker die depressiven Symptome vor Studienbeginn ausgebildet waren. Lavendelduft bewirkte auch bei eher milder depressiver Symptomatik eine signifikante Veränderung. In der Duftphase konnte ein deutlicher Anstieg des Wohlbefindens protokolliert werden, während es während der Placebophase zu einem Rückgang des Scores kam, in einigen Bereichen auf Werte unterhalb des Ausgangsniveaus -aber nicht nur das:

Unter Duftexposition reagierten die Teilnehmer mit einer Verbesserung der Schlafqualität. Lavendel- und Orangenduft unterschieden sich hinsichtlich ihrer Wirkung wenig, beide stellten sich gleichermaßen als wirksam heraus. Orangenduft erwies sich auch bei milderen Schlafstörungen als wirkungsvoll, während sich Lavendelduft vor allem bei stärker ausgeprägten Schlafproblemen als effektiv herausstellte. Weiterhin war zu erkennen, dass sich die Schlafqualität nach 4wöchigem Absetzen des Duftes wieder verschlechterte , die positive Wirkung also nur auf die Expositionszeit begrenzt war.

Beide Düfte bewirkten eine Verbesserung des Schlafes im Bereich des „Gefühls des Erholtseins am Morgen“.

Bei gesunden Senioren, die jedoch regelmäßig Schlafmittel einnahmen, wurde über 2 Wochen die Dauer des Schlafes gemessen- anschließend das Medikament abgesetzt, was zu einer deutlichen Verringerung der Schlafdauer führte. Danach wurde über die Lüftung für 2 Wochen Lavendelöl in den Schlafraum gebracht- und die Dauer des Schlafes entsprach wieder der wie bei Verabreichung des Schlafmittels [Hardy M, Kirk-Smith M, Strech D: Replacement of drug treatment for insomnia by ambient odour. Lancet 346:701· 1995]

Hirndurchblutung

Nachdem sich bei Tierexperimenten zeigte, dass die motorischen Zentren im Gehirn durch den Hauptinhaltsstoff von Rosmarinus officinalis und Eucalyptus globulus 1,8-Cineol beeinflusst werden, bestätigte eine kleine Studie– (darunter auch eine Anosmikerin), dass der zerebrale Blutfluss nach Inhalation von 1,8-Cineol deutlich erhöht war. (Buchbauer 2003).

(Wie sich übrigens gerade in der Vitaminforschung herausstellt, ist für eine gesundheitsfördernde Wirkung das Zusammenspiel vieler Faktoren (Substanzen) nötig- die noch gar nicht alle erforscht sind. Achtet also unbedingt auf ein hochwertiges und naturbelassenes Produkt, wenn Ihr die Düfte wegen der Wirkungen verwenden wollt.)

Aus eigener Erfahrung kann ich Folgendes berichten:

In der Hauskrankenpflege ersetzte ich sehr schnell einige übel riechender Pflegemittel durch Produkte mit ätherischen Ölen. Obwohl ich selbst diese Düfte sehr gern mag, hatte ich nicht mit so prompten Reaktionen gerechnet: ob es z.B. die geistig rege, aber ans Bett gefesselte alte Dame war, die mit ihrer verständlichen Unzufriedenheit ihren Angehörigen das Leben zur Hölle machte- oder eine andere Patientin, die nur noch wenige Tage zu leben hatte. Im ersten Fall besserte sich nicht nur die Stimmung der Patientin erheblich, sondern damit auch die Situation der Angehörigen- im zweiten Fall wurde mir berichtet, dass die Großmutter nach meiner Behandlung sehr viel ruhiger und gelassener war. Am nächsten Tag wurde ich mit den Worten empfangen: „Wenn ich sehe, dass Sie Ihre kleine Tasche (mit den angenehm duftenden Pflegemitteln) dabei haben, geht es mir schon viel besser!“. Zwar pflegen diese Öle oder Cremes wunderbar die Haut- aber eben auch die psychische Verfassung- sogar die der Pflegenden. Wieviel lieber betritt man allein schon einen Raum, in dem ein zarter frischer Duft in der Luft liegt- als wenn er z.B. nach (hautpflegendem…) Fischtran riecht?