Marketingmärchen oder ist was dran?
Klar (!) reizt viele die Vorstellung, andere einfach mit Hilfe des richtigen Parfums nach seinen Wünschen reagieren zu lassen.
Bei Tieren hat man ja schon Duftstoffe gefunden, die das Verhalten direkt beeinflussen. Bei Mäusen sind „Pheromone“ an fast jeder sozialen Interaktion beteiligt. Dominante Männchen können sogar Fruchtbarkeit bei den Weibchen auslösen, sie können die Geschlechtsreife der heranwachsenden jungen Männchen hinaus zögern, bei Überpopulation bei den Konkurrenten Angstreaktionen durch den Duft hervor rufen. Bei einer Motte wird es noch extremer: wenn man ein Stückchen Pappe mit dem passenden Pheromon besprüht, versucht sie anschließend, sich mit der Pappe zu paaren.
Auch beim Menschen forscht man dazu:
Der Geruch von „Kopulin“: einem vaginalen Lockstoff, der noch nicht einmal angenehm duftet, bewirkt bei Männern einen Anstieg von Andosteron. Unter dessen Einfluss schreiben Männer den Fotos von Frauen eine höhere Attraktivität zu.
In der Nase hat man ein Organ gefunden, dessen Zellen auf Pheromone reagieren- allerdings noch nicht, ob und wie dieser Reiz seinen Weg ins Gehirn nimmt. Bisher sind 24 unterschiedliche dieser Stoffe beim Menschen bekannt. Irgendwas scheinen sie mit uns zu machen: Geruchlose Pheromone (in die Nase gesprüht) verursachten Stimmungsschwankungen, die sich die Testpersonen nicht erklären konnten: manche erzeugten Euphorien, andere Depressionen, Angst, Gelassenheit oder gelöste Stimmungen.
Astrid Jütte (Wien) Verhaltensforscherin
Schon länger bekannt ist der „Wartezimmerversuch“: Ein Stuhl in einem Wartezimmer wurde mit männlichen Pheromonen präpariert. Dieser Stuhl wurde von Frauen bevorzugt- von Männern dagegen gemieden.
Pheromone scheinen zwar zu wirken, machen den anderen aber nicht „willenlos“ leidenschaftlich, sondern sorgen eher für Stimmungsänderungen: man wird gesprächiger, weniger verkrampft, eher sozial offen (das erreicht man mit anderen Mitteln aber auch und wahrscheinlich einfacher).
Außerdem bekommen wir viele verschiedene Informationen über den anderen Menschen- nicht nur über die Nase. Ein weiterer Punkt ist, dass diese schweren Moleküle nicht Kilometer weit durch die Luft schweben, sondern nur in großer Nähe wahrgenommen werden.
Inzwischen gibt es ja schon Parfums, die Pheromone enthalten. Ob die funktionieren? Bei genauerer Untersuchung enthalten sie zwar tatsächlich die angepriesenen Pheromone – aber die von Ebern. Darauf reagieren Frauen „leider“ nicht mit einer „Duldungsstarre“ (weil sie nicht zur richtigen „Zielgruppe“ gehören. 😉 ). Der Erfolg eines Parfums mit menschlichen Pheromonen ist auch nicht wirklich eindeutig. Dieser kann auf ganz anderen Ursachen beruhen – wie z.B. ein größeres Selbstbewusstsein (weil derjenige von der Wirkung überzeugt ist) schon attraktiver wirkt.
Jemanden gegen seinen Willen zu verführen, klappt also so nicht. Ein Mittel, Hemmungen zu verringern, gibt es ja schon lange: Alkohol..
Aber wenn es aus irgendwelchen Gründen nicht „klappt“, obwohl eigentlich beide „wollen“, kann man einen Versuch mit Düften wagen- das könnte tatsächlich helfen. Nicht immer muss es dann gleich „Viagra“ oder ähnliches sein- und auch nicht so exotische Dinge wie künstliche Pheromone.
Wie und warum funktioniert das- und für wen ist das geeignet?
Unsere Organe arbeiten nicht immer gleich intensiv- ihr Einsatz wird über ein feines Zusammenspiel sogenannter „autonomer“ Nervensysteme geregelt. In ihrer Reaktion sind sie noch auf sehr viel frühere Zeiten programmiert. Befinden wir uns in einer „Kampf- und Fluchtsituation“ überwiegt der „Sympathikus“, bei Ruhe und Entspannung der Gegenspieler mit dem Namen „Parasympathikus“.
Dass überhaupt etwas startet und zu“stande“ kommt, wird vom Parasympathikus bewirkt. Ich weiss, dass viele Männer jetzt erstaunt sind und es ihnen auch nicht sonderlich gefällt (weil sie die Erektion lieber mit Kraft und Stärke als mit Entspanntheit in Verbindung bringen würden)- aber wenn man genau darüber nachdenkt, ist es eigentlich ganz logisch.Wenn der Sympathikus überwiegt, steigen nicht nur die Herzfrequenz, der Blutdruck, die Atmung- zusätzlich werden andere Körperfunktionen, wie z.B. die Verdauung, gehemmt. Eine sinnvolle Reaktion, wenn man hinter Beute her jagt oder sich durch Flucht der Speisekarte eines gefährlichen Wildtiers entziehen will. Wer würde sich in dieser Situation in die Büsche schlagen und sein Geschäft verrichten… oder noch mal schnell den Partner verführen wollen?! Genau! Eine idiotische Vorstellung!
Verführung braucht eine geschützte Umgebung, in der man sich auf einander und auf sich selbst konzentrieren kann und nicht seine überwachen Sinne auf eventuelle Gefahren von außerhalb richten muss.
Zwar haben wir heute selten Situationen, wo wir um Leib und Leben fürchtend flüchten oder um unser Leben kämpfen müssen- aber psychisch geraten wir durchaus in solche Lagen- ob es im Verkehr ist, bei despotischen Chefs, Angst um den Arbeitsplatz oder üblen Geschäftspraktiken, mit denen wir zu tun haben. Das Nervensystem reagiert darauf ähnlich wie auf physische Angriffe.
Befindet man sich dauernd in Anspannung (dabei ist es sogar egal, ob der Stress als positiv oder negativ empfunden wird), gerät das feine Zusammenspiel zwischen Anspannung und Entspannung aus den Fugen und es entsteht ein dauerndes Überwiegen des Sympathikus- d.h. es kommt unter anderem zu hohem Blutdruck, Verstopfung, Schlafstörungen, dauernder Anspannung- und beim Mann zu Erektionsstörungen.
Diese Form der Störung findet sich gerade auch bei jungen, beruflich stark eingespannten Menschen- und das Gegenmittel wäre hier einfach, für ein Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Entspannung zu sorgen. Das vom Kopf her erzwingen zu wollen, klappt dummerweise in den seltensten Fällen.
Wie Alan Hirsch (Teil 1: Sinnlichkeit- Magie der Düfte) heraus fand, wirken Nahrungsmittel, die so ein Gefühl erzeugen, bei Männern besonders positiv. Kürbiskuchen ist eher typisch für die USA, bei uns könnte das Vanille oder Zimtduft sein- Käsepizza vielleicht auch. 😉
Frauen verbinden Essensdüfte wohl eher mit Arbeit als mit einer sicheren und geborgenen Atmosphäre- sie reagieren besser auf Parfums.
Man kann mit Hilfe von Pflanzenessenzen diese Vorgaben zusammen fassen und zusätzlich mit entspannenden Essenzen abrunden. Für einen positiven Effekt ist die Dosis wichtig und die ausschließliche Verwendung sehr guter, möglichst kompletter und naturbelasssener Düfte- anstatt einfacher chemischer Nachbauten. Nur weil etwas „irgendwie“ riecht, wirkt es noch lange nicht. Die richtigen Essenzen in der richtigen Zusammensetzung sind häufig hilfreich – nicht nur für junge Paare- wobei mich die Schilderungen manch rasanter Besserungen mitunter doch verblüfft haben. Der beschriebene Duft wirkt nicht nur aphrodisierend, sondern auch allgemein entspannend, hat keine üblen Nebenwirkungen wie manche Medikamente- ist sogar positiv für Herz und Kreislauf. Er kann allgemein bei zu starker Sympathikus-Betonung helfen.
Natürlich ist das kein Allheilmittel- es klappt nicht bei anderen Ursachen wie z.B. physischen Schäden, oder wenn jemand sehr üble Erinnerungen mit einer der Essenzen verbindet (hilft nix- da muss die entsprechende Essenz ausgetauscht werden). Und was zum Glück (!) genauso wenig wie bisher mit den Pheromon-Parfums funktioniert: dass man damit jemanden völlig willenlos macht. Wenn der andere einen so GAR nicht vom Hocker fegen kann, dann hilft auch dieser Duft nichts!istock, Fotograf simonmcconico
Teil 1: Sinnlichkeit- Magie der Düfte
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