In meiner Schulzeit wurde noch behauptet, ätherische Öle seien irgendwelche Stoffwechselendprodukte, die die Pflanze anders nicht loswerden könne. Mit dem vermeintlichen „Abfall“ beschäftigen sich inzwischen diverse Unis: Bochum, München (Weihenstephan), Kiel, Madrid, Marseille usw.
Ätherische Öle bestehen aus bis zu 1000 Einzelstoffen, die sich gegenseitig ergänzen, z.T. schädliche Nebenwirkungen abschwächen oder ganz stoppen- Die Pflanze selbst nutzt sie, um mit anderen Pflanzen zu kommunizieren (teilweise über Strecken von über 60km warnt sie andere damit in Windeseile vor Fressfeinden ) lockt bestäubende Insekten an (Rose), wehrt sich gegen Fressfeinde, verschiedenste Infektionen usw.
Das Anwenden ätherischer Öle ist ein Teil der Pflanzenmedizin, das gibt es schon sehr lange – z.b. bei den Pestärzten wurden entsprechende Pflanzen in den langen „Schnabel“ gesteckt und zur Abwehr gegen die Krankheit verwendet, was wohl auch geholfen hat. Viele Küchengewürze bewahrten die Menschen vor „Verdauungsproblemen“.
Der Wirkung (und auch der Gehalt an ätherischen Ölen) ist ganz unterschiedlich: je nach Sonneneinstrahlung, Tageslänge, Regenmenge, (teilweise so drastisch, dass das Kraut von ein- und derselben Stelle in verschiedenen Jahren verschiedene Chemotypen aufweist) Standort (z.B. hat Arnika erst ab einer bestimmten Höhenlage überhaupt erst eine Wirkung), geografischer Lage, Anbaumethode (Gewächshaus oder wild, geklont oder natürliche Vermehrung, Gifte (Kamille mit „agent orange“ zur leichteren Ernte behandeln, Kunstdünger, behandelte Samen ) und nicht zuletzt hat der Destillateur einen großen Einfluss auf die Qualität (wenn man z.B. nicht rechtzeitig aufhört und bis zum letzten Tropfen destilliert, ist das Ergebnis sehr brandig und kaum noch zu gebrauchen, da sich die Wirkstoffe chemisch verändert haben.. bei der Gelegenheit: bitte KEINE Duftlampen verwenden!
Zum einen gibt es also schon bei natürlichen ätherischen Ölen viele Gelegenheiten, ein schlechtes Ergebnis zu erhalten, die im besten Fall einfach keine Wirkung haben. Es gibt aber auch schlimme Reaktionen des Körpers darauf. Das wird oft fälschlicherweise den ätherischen Ölen zugeschrieben, ist aber eine Abwehrreaktion des Körper auf die Gifte. Andere üble Reaktionen stammen von einer totalen Überdosierung. Nur weil etwas natürlich ist, ist es noch lange nicht harmlos: Mehr als einen Liter verschiedenster ätherischer Öle auf seinem Teppich zu verteilen, ist einfach ungesund, oder seinem Kleinkind einen Esslöffel pures Teebaumöl (ist ja „natürlich“) einzutrichtern, ist noch schlimmer- Das Kind hat nicht überlebt.
Ätherische Öle sind Konzentrate und sehr wirksam..
Für 1 l ätherisches Öl werden z.B. benötigt:
160 kg Lavendelblüten
1000 kg Jasminblüten
1000 Zitronen
5000kg Rosenblüten
7000 kg echte Melisse
( 1 Trpf Rosenöl entsteht aus ca 30 Rosenblüten )
Bevor man damit umgeht, sollte man sich also erst gewisse Grundkenntnisse aneignen
Der Geruchsinn
wird genutzt zur Unterscheidung von
genießbar – ungenießbar
angenehm – unangenehm
gefährlich – ungefährlich
sympathisch – unsympathisch
Die Empfindlichkeit für „üble“ Gerüche ist sehr hoch, und erholt sich sehr rasch.
Gerüche lösen oft bestimmte Befindlichkeiten aus: Erinnerungen an bestimmte Erlebnisse.
Blumendüfte: Wiese, Urlaub, Sonne, Sommer
Zimt, Nelken: Wärme, Weihnachten
: häufig Erinnerungen an die Kindheit, daran sind Empfindungen geknüpft, die vom Verstand nicht gesteuert werden können.
Die Geruchsempfindungen gehen von der Nase zum Riechnerv ( eigentlich kein richtiger „Nerv“) sondern eine direkte Ausstülpung vom Gehirn- von dort aus weiter zum Mittelhirn, wo bereits eine Gefühls-Bewertung stattfindet, ohne dass das Bewusstsein eingeschaltet ist, erst dann weiter in das Bewusstsein.
Jeder Mensch hat seinen eigenen Geruch: „Körperaroma“, beeinflusst durch Alter, Gesundheitszustand, Ernährung, Gemütsverfassung, Hormonsituation, Vererbung
Die Entwicklung des Geruchsnervs findet bereits in der 6. Schwangerschaftswoche statt, schon ab dem 6. Monat werden Gerüche gespeichert.
Der Riechsinn des Neugeborenen ist sehr gut ausgebildet ( es erkennt seine Mutter am Geruch), bleibt sehr gut bis beim 5-8jährigen, daher vorsichtig mit den Konzentrationen von äth. Ölen. Er bildet sich dann langsam zurück, kann allerdings bis ins hohe Alter durch Training erhalten bleiben. Er verschlechtert sich z.B. durchs Rauchen und den häufigen Gebrauch von Nasensprays.
Umgang mit den Ölen
Sie sollten lichtgeschützt, sauerstoffgeschützt und wärmegeschützt aufbewahrt werden, dann sind sie oft Jahre haltbar.
Besonderheiten:
Zitrusöle sind ca 8 Monate haltbar, bei guter Lagerung auch ca doppelt so lange
Rose, Sandelholz und Jasmin z.B. werden durch lange Lagerung besser- wie ein guter Wein
Manche Öle MÜSSEN lagern, wie z.B. Muskatellersalbei, sie riechen frisch unangenehm.
Mischungen mit Wasser sind nicht möglich , aber in
-fetten Ölen
– Alkohol
– Seife
– Sahne
– Honig
– Eigelb ( Lecithin)
– Salz
Wirkungen
-alle antiseptisch, z.T.desinfizierend, einige auch gegen Viren und Pilz
– Wirkung auf Gefäße und Muskeln: belebend – beruhigend
– auf die Konzentration
– auf den Anspannungszustand
– auf den Lymphfluss
– auf Nerven- Hormonsystem
– auf das Verdauungssystem
Gewinnung und Herstellung
Wasserdampfdestillation: häufigste Methode, schonend, aber auch chemische Veränderungen dadurch möglich
Kohlendioxiddruckverfahren: großes Spektrum, sehr schonend, leider auch sehr teuer
Enfleurage: Auszug mit Fett ( teuer, zeitaufwenig, geringe Ausbeute- aber sehr schöner unverfälschter Duft)
Auspressen: Fruchtschalen
Alkoholauszug: scharfer Geruch
Extraktion durch chemische Lösungsmittel wie Hexan, Butan, Petroleum: hohe Ausbeute, leider oft Rückstände
Synthetische Herstellung: kann immer nur einen Auszug des riesigen Spektrums einer Pflanze geben, ein weiterer Nachteil: Einzelstoffe haben häufig „unerfreuliche“ Nebenwirkungen, die aber in der Pflanze durch weitere Inhaltsstoffe wieder aufgehoben werden- in DEM Zusammenhang also unschädlich sind. Außerdem kann eine Reinheit von 95% und mehr nur unter einem erheblichen finanziellen Aufwand bei der Herstellung erfolgen und selbst dann bleiben ca 2% anderer Stoffe wie z.B. Lösungsmittel zurück.
Hier finden sich also weitere Gründe, warum ein Duft zwar riecht wie eine bestimmte Pflanze, aber nicht wirkt, schädlich sein kann, sehr billig (weil gestreckt) Ob ein Duft echt ist oder synthetisch, können sehr viele Menschen unterscheiden, egal ob trainiert oder nicht. Nur hat man selten einen direkten Vergleich. Ein guter Hinweis ist ein merkwürdig niedriger Preis ( sehr altes Öl, verdorbenes, gestrecktes, unter „falscher Flagge“ (z.B. statt des teures Rosenöls ein Öl, das ähnlich riecht, aber nur einen Bruchteil kostet)- oder ganz synthetisch).
Heilwirkungen
Einzelne Inhaltsstoffe wirken weniger als die gesamte Pflanze. z.B. Eukalyptus: wirkt stark antiseptisch- der Hauptinhaltsstoff (typ.Geruch) Eucalyptol hat eine sehr viel geringere Wirkung
Einige ätherische Substanzen haben in ihrem chemischen Aufbau Ähnlichkeit mit Hormonen.
Äußerliche Wirkung
Fast alle Öle haben antiseptische Wirkungen
Besonders Eukalyptus, Nelke, Thymian, Zimt, Salbei, Pfefferminz, Lavendel, Zitrone, Sandel
Einsatz z.B. versprühen bei ansteckenden Kinderkrankheiten, auch bei Grippe, Tb, Pneumonie
Wegen der Struktur der ätherischen Öle: rasches Eindringen möglich, kaum Resistenzen möglich, da sich die Ölzusammensetzung je nach Ernte immer ändert.
Innerliche Wirkung
Riechen: Freisetzen von Neurotransmittern ( Botenstoffen), über das limbische System- Wirkung auf abhängige Organe, aktivieren der Immunabwehr durch Wohlbefinden
Über die Haut: Essenzen gelangen über das Bindegewebe in die Lymphe, die Muskulatur, in den Kreislauf, nach 15 min bereits im Blut nachweisbar.
Beschleunigen oder verlangsamen der Aufnahme durch Temperaturwahl der Kompressen.
Inhalation: Aufnahme der Stoffe über Bronchien, Alveolen, dann ins Blut- Ausscheidung über Haut, Lunge, Dickdarm, Niere
Beispiel „Lavendel“
LAVENDEL:
botanischer Name: Lavendula officinalis, Lavendula angustifolia
Familie: Lippenblütler
Essenzen aus: Bulgarien, China, Kroatien, Frankreich, Italien, Spanien, Marokko, England, Australien
Vermehrung: überwiegend durch Stecklinge (klone), aber auch Samenvermehrung. Auch wieder vermehrt Wildsammlung
Aussehen:
30-50cm hoher Halbstrauch, Stengel aufrecht, steif, Blätter blaugrün, linear lanzettlich, Blüten leuchtendblau bis hellblau und weiss in endständigen Blütenständen. Blütezeit August, Blätter und Blütend duftend, wächst in Höhen von 800m- 1800m
Gewinnung des äth. Öls
Wasserdampfdestillation. aus Blütenrispen und Stengeln; flüssig, klar
bis gelblich-grün; Gehalt schwankt je nach Wetter sehr.
Unterschiedliche Gewinnung:
Destillation direkt auf dem Feld direkt nach der Ernte: Größere Ausbeute, krautiger Geruch
Schneiden des Lavendels, mehrtägiges Trocknen an der Sonne, dabei immer wieder wenden, erst dann die Destillation: viel geringere Ausbeute, sehr feiner Duft
Ausbeute: 120 – 160 kg Pflanze für ein Kg Öl
Hauptinhaltsstoff: 30-60% Linalylacetat
Wirkungen:
Nerventonikum: leichte Depressionen, Schlafstörungen, angstlösend
Extreme ausgleichend Hauterkrankungen: z.B:Verbrennungen, Narben, Entzündungen, Candidabefall
herzstärkend
spasmolytisch
antimikrobiell
Speiklavendel
Speiklavendel ist die mit 80-100 cm die größte Lavendelpflanze, hat besonders breiten Blättern. Die Blütenfarbe ist graublau und der Blütenduft wegen seiner besonderen Zusammensetzung stechend und scharf. Die Blütezeit liegt im August und ist etwas später als die des „echten Lavendels
Anders als der echten Lavendel ist es keine Bergpflanze, sondern gedeiht unterhalb von 600 Höhenmetern. Er benötigt besonders viel Sonne (Südlage) und reagiert sensibel auf Staunässe. Wie alle Lavendelarten mag er gerne nährstoffarme, fast karge Böden.
Das Speiklavendelöl wird eingesetzt, wo besondere antibakterielle Eigenschaften gefragt sind: in Kosmetika, Seifen (früher bei der Behandlung vieler besonderer bakteriell (besonders Bakterien der Streptokokken Gruppe A) Erkrankungen, wie z.B. die Tuberkulose. Zudem wirkt Speiklavendel gegen bestimmte Parasiten und Insekten.
Lavandin
botanischer Name : Lavendula hybrida
Kreuzung aus Lavendel und Speiklavendel. Kommt auch natürlich vor, die Pflanze ist aber unfruchtbar.
Die vom Menschen gezüchteten Formen werden über Stecklinge vermehrt, Sorten:
Lavendula hybridra grosso: ergibt die höchste Ölausbeute, wächst in Höhen von 600-700m, wächst in großen Büscheln, robuste Zweige, große Blätter, lavendelblaue Blüten
Lavendula hybrida abrialis: Inhaltsstoffe und Aussehen fast wie Speiklavendel, aber selten
Lavendula hybrida super:Dem echtem Lavendel sehr ähnlich .
Lavendula hybrida Mailette
Lavendula hybrida Matherone ( wird weniger abgebaut, da sehr schwer in Alkohol löslich
Wirkungen:
Wird häufig zum Parfümieren von z.B. Waschmitteln eingesetzt
Wirkt sehr gut gegen Bakterien, ist stark desinfizierend, lindert Schmerzen, wirkt zudem gegen Krämpfe, wirkt anregend, ist herzstärkend.
Wirkt eher anregend als beruhigend
Welche Informationen sollten auf einer Flasche mit einem ätherischen Öl zu finden sein?
genaue lateinische Bezeichnung der Pflanze, evtl. Chemotyp
deutscher Name
Ursprungsland
Anbaumethode: z.B. konventionell (konv.), kba, Wildsammlung (WS)
verwendeter Pflanzenteil
Füllmenge
Sicherheitshinweis (die sind z.T. schwer nachvollziehbar und auch nicht immer berechtigt- aber besser zu viel als zu wenig Vorsicht)
Chargennummer
Mindesthaltbarkeitsdatum (das ist nicht unbedingt informativ: ein schlecht gelagertes Öl kann erhebliche Hautreizungen verursachen- selbst wenn es angeblich noch lange haltbar ist. Und wie will man einem (Groß-)Händler, der es mit einer ehrlichen Einschätzung nicht so genau nimmt, beweisen, dass man selbst nicht für das verdorbene Öl verantwortlich ist- oder der Laden, in dem man es gekauft hat? Da gibt es leider das eine oder andere „schwarze Schaf“- aber auch Ladeninhaber, die keine Ahnung haben, wie man ätherische Öle lagern sollte.. Auf der anderen Seite werden bestimmte Öle mit der Zeit immer besser oder weitere Öle riechen als sehr frisches Öl einfach nur fürchterlich.
Wenn also irgend möglich: vor dem Kauf testen.
mehr dazu http://www.tresenze.com/lavendel/ http://www.tresenze.com/burns/ http://www.tresenze.com/was-macht-man-eigentlich-mit-hydrolaten/
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